Bei Herzmuskelentzündung Warnsignale ernst nehmen

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Regelmäßiges Laufen stärkt bekanntlich unser Immunsystem. Bei einer Erkrankung sollte man jedoch auf jede Art von Sport verzichten. Wenn eine Viruserkrankung vorliegt, können Training oder Wettkämpfe sogar lebensbedrohliche Folgen haben.

Dieses Fazit konnte man nach dem interessanten Vortrag von Dr. Marc Garbrecht (Grönemeyer Institut) zum Thema „Herzfehler und Herzmuskelentzündung bei Sportlern- Sicherheit durch Früherkennung“ in der Strandanlage „blue:beach“ in Witten ziehen.

Organisiert hatte die Veranstaltung die LGO Bochum, die vor dem Referat einen Vorbereitungslauftreff auf den Stadtwerke Halbmarathon des TV Wattenscheid am 6. September durchführte

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Regelmäßiges Laufen stärkt bekanntlich unser Immunsystem. Bei einer Erkrankung sollte man jedoch auf jede Art von Sport verzichten. Wenn  eine Viruserkrankung vorliegt, können Training oder Wettkämpfe sogar lebensbedrohliche Folgen haben.

Dieses Fazit konnte man  nach dem interessanten Vortrag von Dr. Marc Garbrecht (Grönemeyer Institut)  zum Thema „Herzfehler und Herzmuskelentzündung bei Sportlern- Sicherheit durch Früherkennung“ in der Strandanlage „blue:beach“ in Witten ziehen.

Organisiert hatte die Veranstaltung die LGO Bochum, die vor dem Referat einen Vorbereitungslauftreff auf den Stadtwerke Halbmarathon des TV Wattenscheid am 6. September durchführte. Die Kooperation zwischen den Bochumern und den Wattenscheidern, für die sich vor allem Lauftreffleiter Dieter Merten mit großem Engagement einsetzt,  wird bereits seit zehn Jahren gepflegt.

Das Thema des Abends war bewusst ausgewählt worden, weil Zaim El Abdellaoui beim letzten Stadtwerke Halbmarathon in Bochum nach dem Zieleinlauf zusammenbrach und einen mehrminütigen Herzstillstand hatte. Nur durch das beherzte Eingreifen von Mittelstreckler Alexander Ide (TV Wattenscheid), der Medizinstudent ist, und des sofort herbeigeeilten Sanitätsdienstes konnte der 39-jährige Bochumer wieder ins Leben zurückgeholt werden.

Zaim El Abdellaoui war bei dem Vortrag von Dr. Garbrecht anwesend und wurde von den Läuferinnen und Läufern mit viel Beifall empfangen. „Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich am Morgen gefrühstückt und meine Tasche gepackt habe. Auch das Foto, das wir vor dem Rennen von unserer Läufergruppe gemacht haben, ist bei mir noch präsent. Ansonsten ist alles bei mir weg- auch vom Lauf. Ich danke noch einmal allen ganz herzlich, die mir geholfen haben, sonst wäre ich heute nicht hier,“ betonte der Vater zweier Kinder im Alter von neun und sieben Jahren.

Eine genaue Ursache für seinen Zusammenbruch konnten die Ärzte ihm bis heute noch nicht nennen. „Eine Virusinfektion mit anschließender Herzmuskelentzündung lag bei mir nicht vor, denn sonst wäre ich nicht die Zeit von 1:32 Stunden, die für mich recht gut war, gelaufen,“ unterstrich der begeisterte Langstreckler, der am 11. August 2015 unter der persönlichen Betreuung von Dieter Merten erstmalig wieder am Lauftreff am Kemnader Stausee teilnahm und dabei eine Strecke von 6 Kilometern zurücklegte.

Damit in Zukunft sein Herz nicht noch einmal streikt, haben ihm die Ärzte einen Defibrillator eingesetzt.

„Viele angeborene Herzfehler können harmlos sein, können schlimmstenfalls aber auch bis zum Tode führen, “erläuterte Dr. Marc Garbrecht. Der Kardiologe riet daher jedem, vor der Aufnahme einer sportlichen Tätigkeit an einer medizinischen Basisuntersuchung teilzunehmen. Dazu gehören u.a. Fragen zu einem plötzlichen Herztod in der Familie, körperliche Untersuchungen und ein Ruhe-EKG.

Analysen haben nämlich ergeben, dass bei tödlichen Unfällen im Wettkampfsport in 36 Prozent aller Fälle eine angeborene Verdickung der Muskulatur der linken Herzkammer mit Verengung der Ausflussbahn (Hypertrophe Kardiomyopathie) vorliegt. In acht Prozent aller Fälle kommt dies als mögliche Ursache in Frage. Die Häufigkeit eines angeborenen Herzfehlers, der oft erst entdeckt wird, wenn es bereits zu spät ist, liegt bei 1:500.

Sechs Prozent aller Todesfälle im Wettkampfsport sind die Folge einer Herzmuskelentzündung. „Leistungssportler haben ein ungefähr 2,5fach erhöhtes Risiko für einen plötzlichen Herztod. Dabei finden sich die meisten Todesfälle in Deutschland beim Fußball und Jogging. Allein in Deutschland geht man von einigen hundert Fällen pro Jahr aus,“ berichtete Dr. Garbrecht.

Der Kardiologe empfahl den Läuferinnen und Läufern die Warnsignale des Körpers ernst zu nehmen. Mögliche Symptome bei einer Herzmuskelentzündung sind Fieber, Müdigkeit, Leistungsabfall, Schwäche, Atemnot, Herzrasen oder Herzstolpern sowie Schmerzen in der Brust. „Zögern Sie nicht bei diesen Anzeichen, sofort zum Arzt zu gehen. Erster Ansprechpartner sollte der Hausarzt sein. Bei einem Infekt dürfen Sie auf keinen Fall weiter trainieren,“ warnte der Mediziner.

Er riet bei einer Erkältung oder Grippe, eine zwei- bis dreiwöchige Trainingspause einzulegen. Allerdings ist die Grenze zwischen einem leichten Husten und einer Erkältung fließend. Daher sollte man nicht überreagieren, wenn man einmal husten oder niesen muss.

Beim Verdacht auf eine Herzmuskelentzündung (Myokarditis) sollte der behandelnde Arzt eine körperliche Untersuchung vornehmen, bestimmte Laborwerte (Blut, Urin) ermitteln, ein Ruhe- EKG veranlassen und das Herz per Ultraschall untersuchen. Da die Ultraschall-Methode mit einer Fehlerquote von 12 Prozent behaftet ist, empfiehlt sich für eine endgültige Abklärung der Krankheit die Magnetresonanztomographie (MRT). Allerdings ist es für Kassenpatienten oft schwierig, für dieses bildgebende Verfahren einen Termin zu erhalten- zum einen, weil zu wenige Geräte vorhanden sind und zum anderen, weil Privatpatienten oft bevorzugt werden.

Bei einer akuten Mayokardistis riet Dr. Marc Garbrecht zu einer Trainingspause von drei und einer Wettkampfpause von sechs Monaten, wenn im Belastung-EKG auf niedrigen Belastungsstufen und im Langzeit-EKG während des Trainings keine Auffälligkeiten mehr auftreten, kann wieder mit einem lockeren Laufen oder Walking begonnen werden.

Das Erfreuliche: Wenn man sich richtig verhält, heilt in den meisten Fällen eine Herzmuskelentzündung, die bei einigen Menschen oft sogar unentdeckt bleibt, folgenlos aus.

Dennoch ist größte Vorsicht geboten. Jede Läuferin und jeder Läufer sollte tagtäglich in sich hineinhorchen und bei entsprechenden Warnsignalen. die Konsequenzen ziehen. Beim Autofahren kommt auch niemand auf die Idee, weiterzufahren, wenn ein rotes Lämpchen aufleuchtet.

Dr. Garbrecht gab am Schluss seiner Ausführungen zu bedenken: „Was ist ein verpasster Wettkampf gegen eine lebenslange Schädigung?“

Dem ist nichts hinzuzufügen.

 

Peter Middel

Fotos: Peter Middel